Gastbeitrag Wolfgang Abraham: Wir brauchen einen Verbund territorialer Zusammenarbeit

Der Autor Dr. Wolfgang Abraham lebt seit 1997 auf Usedom, war von 1999-2004 Gemeindevertreter in Bansin (Wählervereinigung „Bündnis für Bansin“), 2005-2009 Gemeindevertreter in Heringsdorf („Usedomer Ring“) und 1999-2003 SPD-Kreisvorsitzender in Ostvorpommern. Er leitete von 2001-2003 das Koordinationsbüro Strukturentwicklung Usedom-Wollin und ist seit Anfang an ein ständiger Beobachter der deutsch-polnischen Entwicklung im Grenzbereich beider Inseln. 

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Eine persönliche Meinung zur angekündigten Einstellung der Europalinie Bansin-Heringsdorf-Ahlbeck-Swinemünde:
Das wäre ein herber Rückschlag – und bestimmt unnötig obendrein.
Es gibt ein „Strukturkonzept zur nachhaltigen Entwicklung der Inseln Usedom und Wollin“ * (seit 2000) und daraus abgeleitet ein „Integriertes Verkehrsentwicklungskonzept Usedom-Wollin“ * (seit 2006). Hat uns beides die EU bzw. der Bund spendiert (und hat den deutschen und EU-Steuerzahler (also jeden von uns) auch nicht wenig gekostet – die €-Summen bewegen sich im gut sechsstelligen Bereich – … und beides liegt in Amtsschubladen.

Keine Ahnung, ob sie da vor Verstaubung geschützt sind. Ein Fall für den Bund der Steuerzahler und die Piraten?.

Zumindest im IVK U-W ist auch die Europalinie verankert. Wir hatten auch mal ein Koordinationsbüro zur Umsetzung des Strukturkonzepts. Wurde wohl nicht gebraucht. War ja auch unfertig, weil die polnische Seite sich (damals vor 11 Jahren) nicht zusammen raufen konnte.
Die Strukturen auf deutscher Seite sind noch weniger in der Lage, eine koordinierte Zusammenarbeit von Verwaltungen und Unternehmen beiderseits der Grenze zu organisieren.
Wer soll eine Einrichtung schaffen, die sich die kontinuierliche Zusammenarbeit auf die Fahnen geschrieben hat?
Wir brauchen einen Europäischen Verbund territorialer Zusammenarbeit (EVTZ).

Es gibt dieses Instrument – eine Art grenzüberschreitender Zweckverband. Dort könnten wir viele drückende Probleme und das sind – vor der Verkehrsinfrastruktur – der Zustand unserer Bildungsinstitutionen und die Situation sozialer Einrichtungen – grenzüberschreitend mit EU-Unterstützung unterbringen.
Aber wenn ich Thilo Naumanns Leserbrief zu „Karnin“ (in der Ostseezeitung) richtig interpretiere, zeigt er die tieferen Ursachen, warum so etwas für Usedom-Wollin noch illusorisch ist. Spiegelbildlich ähnliche Vorbehalte wie in diesem Statement gibt es ja auch auf polnischer Seite für grenzüberschreitende Projekte. Es ist fast ein Jahrzehnt nach Polens EU-Beitritt die Unfähigkeit und Unwilligkeit zu vieler „Handelnder“ (das deutsche Wort für „Akteure“, wie man ja immer sagt), die Inseln Usedom-Wollin wieder als einheitliche Region mit sehr vielen gemeinsamen Interessen zu erkennen und sich für sie zu engagieren.
Vielleicht habe ich mich zu sehr großen Worten verleiten lassen. Spricht wohl auch viel persönlicher Frust aus ihnen.
Zurück zur Europalinie – deren Aus wäre angesichts der größeren Zusammenhänge ein provinzielles Blackout.

Ob ich es erlebe? Die Zeit wird für mehr Einsicht arbeiten.

Wolfgang Abraham

* Wir bemühen uns um die schnellstmögliche Veröffentlichung beider Papiere.

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